Auch zum Boutique-Projekt der zwei Powerfrauen Fatou (die Ältere) und Conny gehörend: das crowdfunding Projekt ‚Have-a-drink-in-guelakh‘. Da soll auf dem Dach des Boutiquegebäudes eine Bar und ein schattiges Plätzchen für die Touristen entstehen. Außerdem ist hier der Handyempfang am besten😉
Blick von der begonnenen, aber noch nicht fertiggestellten Dachterrasse:
Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir einen Rundgang durch das Dorf. Als erstes zeigt uns die kleine Fatou ihren Kindergarten:
Die ganz Kleinen spielen im Kindi-Bereich, die etwas Älteren haben eine Art Vorschule. Das ist aber nicht der Standard hier im Senegal, sondern Teil des Entwicklungsprojekt Guelakh, das vor 35 Jahren von Vater und Onkel unserer Gastgeber gegründet wurde. Ebenso wie die folgenden Einrichtungen: der Bereich für Hühner und Hasen …
… die Krankenstation…
… die Stromversorgung per Solaranlage und Speicherzellen …
… der Boutique-Bereich mit Färberei, Stoffbedruckung und Näherei…
… und die Boutique an sich mit Kleidern, Schals, Schmuck usw:
Und hier noch ein Beispiel eines Wachstempels für die Stoffbedruckung und das daraus entstandene Kleid:
Wie wir feststellen, hat die kleine Fatou an ihrem Kindergartenrucksack auch einem Shaun-Anhänger – genau wie ich an meinem Tagesrucksack. Und so kommt es zu einem Shaun-Treffen mitten im Senegal 😊
Wir sind im Zielland unserer Tour angekommen und fahren auf Saint-Louis zu. Dort fassen wir erstmal Bargeld und tanken. In Rao – schon im Dunkeln – treffen wir uns dann mit unseren Verwandten – ein tolles emotionales Wiedersehen 😊
Dann geht es im Dunkeln noch ein paar Kilometer bis zum Dorf N’guelakh (gesprochen Gerlak o. Gerlach). Die letzte Etappe besteht aus einer sandigen Piste. Ich stürze und klemme und verdrehe mir das linke Bein unter Benzinkanister und Seitenkoffer. Der weiche Sandboden verhindert Schlimmeres und durch den Adrenalinschub habe ich auch erstmal keine Schmerzen. Nach ein paar Minuten fahren wir noch die letzten paar hundert Meter bis zum Dorf und erholen uns bei einem super leckeren Abendessen von den Strapazen des Tages.
Kurz vor der Grenze müssen wir noch Nationalparkgebühr berappen und dann sind wir gegen 15:30 an der ersten Grenzstation und haben die „Schrankenöffnung“ (natürlich gegen Gebühr 😁) und die 2 folgen Stationen der mauretanischen Seite nach nur 30 Minuten erledigt. Also auf zur senegalesischen Seite. Auch hier eine Schrankenöffnung für 10 Euro (scheint man sich voneinander angeschaut zu haben), eine folgende Station die auch wieder 10 Euro möchte und dann wieder vergisst und eine aufwendigere Station für ebenfalls 10 Euro. Was die einzelnen Stationen machen, ist nicht wirklich nachvollziehbar, da von uns immer alle Papiere (Pass, Fahrzeug, Führerschein, Zettel aus vorherigen Stationen) verlangt werden. Außerdem machen wir vorsichtshalber noch eine Fahrzeugversicherung für je 20 Euro. Eine Visagebühr in Höhe von 40 oder 50 Euro, wie wir teilweise im Internet gelesen haben, müssen wir nicht bezahlen. Andererseits bekommen wir mit, dass 2 Schweizer Probleme haben, weil ihr Auto älter als 8 Jahre ist… Eine Endkontrolle, wie sonst üblich, gibt es nicht. Theoretisch hätte man also nach der ersten Station einfach weiterfahren können? Aber wir wissen natürlich nicht, welche der Zettel wir bei der Ausreise brauchen 🙂 Gegen 17:20 ist es geschafft und wir rollen auf senegalesischen Straßen.
Vor der Grenze teilt sich Straße zu den zwei Grenzübergängen: den verrufenen Übergang bei Rosso (Hauptstrecke, LKWs, Fähre, Abzocke) und dem bei Reisenden beliebteren Übergang bei Diama (Piste, Brücke/Damm). Wir peilen natürlich Diama an, da die Piste jetzt trocken sein müsste. Ein paar Tage zuvor hatte es geregnet und wir haben Bilder von schweizer Motorradfahrern gesehen, die sich da eingraben haben und sogar die Schutzbleche demontieren mussten, um die Räder frei zu bekommen. Das Pech haben wir nicht und haben eine trockene, harte, teilweise Waschbrett, mit tiefen Gräben und Löchern durchzogene Piste vor uns.
Große LKW sehen wir nicht, aber wie manch andere Fahrzeuge das so meistern, ist uns ein Rätsel.
Viel Zeit zum links und rechts schauen hier direkt am Senegalfluss bleibt nicht, aber in den beidseits angrenzenden Sumpfgebieten tummeln sich richtig große (Warzen?)Schweine, Vögel, Esel, Kühe… und kurz vor mir flitzt auch ein richtig großer Leguan o.ä. über die Straße.
Gegen 7:45 brechen wir in Nuakschott vom Hotel auf.
Nochmal schnell getankt und auf Richtung Süden 🙂
Doch 25 km südlich Nuakschott wird unsere Fahrt gleich mal wieder beendet: Beim Wiederanlassen nach einer Polizeikontrolle macht mein Motorrad noch einen kleinen Rucker und dann bricht die Bordspannung ein. Da stehen wir nun erst mal blöd da so halb in der Wüste. Aber heute ist es ja gsd nicht so heiß: nur 41 Grad gegenüber gestern 42 Grad im Schatten 😁 Nur dass es hier keinen Schatten gibt 🙄
Aber da wir 2 baugleiche Motorräder haben und auch ein Multimeter, können wir das Problem schnell eingrenzen: meine Batterie ist tot, bzw. eine Zelle. Und mit 10V geht nix mehr. Aber Unverhofft kommt oft: von einer Gruppe französischer Motorradfahrer bekommen wir die Nummer eines sehr hilfsbereiten Franzosen aus Nuakschott. Dank Handy, WhatsApp, Fotos und Standort schicken (gepriesen sei die Neuzeit) ist er eine Stunde später mit einer neuen Batterie bei uns. Krass, ich habe uns schon 2 Tage in Nuakschott bei der Batteriesuche gesehen, evtl. Hilfe vom ADAC und so…
Die Batterie ist allerdings etwas zu groß und so improvisieren wir african free style: schräg reingesetzt und mit Spanngummis fixiert, geht es nach nur zweieinhalb Stunden Verzögerung weiter Richtung senegalesische Grenze.
Nouakchott oder auch Nuakschott ist die Hauptstadt und mit Abstand größte Stadt Mauretaniens. Sie liegt direkt an der Atlantikküste.
Wir beschließen, heute eine Fahrpause einzulegen um ein paar Dinge zu reparieren und ein paar Sachen zu erledigen – allem voran Bargeldbeschaffung! Moctar hilft uns wieder, ruft seinen Kumpel an und der läuft mit uns durch die Stadt. Als erstes zu einer großen französischen Bankfiliale, wo wir auch problemlos Bargeld abheben können. Wir decken uns kräftig ein😁Weiter geht’s mit der Suche nach Schuhkleber, Textmarker und dem (erfolglosen) Versuch, für die GoPro ein neues Schutzglas zu bekommen.
Und die Hitze macht uns ganz schön zu schaffen:
Zurück im Hotel will der Chef gleich Bares für den Verlängerungstag sehen. Diesmal sind wir vorbereitet und können in der Landeswährung bezahlen. Auch diesmal gibt es keinerlei Quittung, geschweige denn eine Rechnung o.ä. Geschäfte per Handschlag halt.
Ein kurzer Check der Motorräder zeigt: meine gute alte Transalp kommt wohl doch langsam in die Jahre. 100.000km sind für so eine kleine Maschine schon eine stolze Laufleistung. Sie leidet unter einer leichten Öl-Inkontinenz und ich hoffe, sie hält die Strapaze bis zurück nach Hause aus.
Nuakschott selbst hat aus touristischer Sicht nichts zu bieten. Deshalb an dieser Stelle nur mal dieses beispielhafte Foto in der Nähe unseres Hotels:
Sand überall auf den Straßen und Fußwegen (so sie existieren oder nicht zweckentfremdet werden). Eine Altstadt (Medina) gibt es leider nicht. Nuakschott ist eine relativ junge Stadt und wurde ursprünglich nur als Verwaltungszentrum gegründet.
Etwas Sehenswertes gibt hier aber doch: die Fahrzeuge. Ich habe ja schon in manchem Land alte PKWs, vor allem Mercedes, gesehen, aber was hier rumfährt, schießt echt den Vogel ab: auf dem letzten Loch pfeifend, keinerlei Leuchten, unterschiedliche und stark verrostete Blechteile, keinerlei Innenverkleidung, unterschiedlich große!! Räder… Aber sie fahren! Echt unglaublich 😱
Nach allem bisher Gesehenen und Erlebten kann ich sagen: Mauretanien wird wohl nicht mein Lieblings-Reiseland werden😜
Gegen 20 Uhr kommen wir in Nuakschott an, nachdem wir die 6! schon erwähnten Polizeikontrollen kurz vor der Stadt passiert haben. Wir schauen dann nach Unterkünften…
… und fahren das Casablu Hotel an, dass wir auch in booking.com gefunden hatten und wo auch ein Parkplatz und Kreditkartenzahlung erwähnt war. Lt. Rezeptionistin, die leider kein Wort Englisch versteht, gibt es auch Zimmer und wir könnten auch mit Kreditkarte zahlen. Aber sie ruft mal vorsichtshalber den Chef an. Der kommt dann auch gleich nach ein paar Minuten angefahren. Der Preis (umgerechnet rund 90 Euro), den wir per Kreditkarte bezahlen sollen, liegt allerdings deutlich über den 60 Euro, die ich per booking.com bezahlen müsste. Darauf hingewiesen meint er nur, dann solle ich doch dort buchen, weil er es wohl für einen Bluff hält. Ich buche dann und er ist nicht so erfreut, als Sekunden später die Reservierung auf seinem Rechner erscheint.Er rächt sich aber, in dem er meint, Kartenzahlung gehe jetzt doch nicht, keine Verbindung… Wir zeigen ihm zwar, dass wir seine Lüge durchschauen, müssen aber trotzdem zähneknirschend 60 Euro in bar an ihn abdrücken, da wir noch kein einheimisches Bargeld haben und er sofort Geld sehen will.
Das Zimmer ist ganz ok, abgesehen von den üblichen Kleinigkeiten: flackernde oder gar nicht funktionierende Lichter, kaputte Schranktüren, fehlende Handtücher organisieren…
Ein kleiner Lichtblick: der allround-Security-Mädchen-für-alles-Student Moctar ist super nett, hilfsbereit, spricht Englisch, passt auf unsere Motorräder auf, besorgt gleich mal 5 Flaschen Wasser für die dehydrierten Motorradfahrer, empfiehlt uns ein Restaurant fürs Abendessen und begleitet uns sogar ein Stück, damit wir es auch finden. An ihm sollte sich sein Boss mal ein Beispiel nehmen 😉
Unterkünfte sind hier außerhalb der Hauptstadt sehr rar. Es sind ja auch nur endlose Straßen durch die Wüste, unterbrochen von kleinen – ich nenne es mal – Truckstopps: ein paar Hütten, ein paar Lädchen, eine Tankstelle…
Kurz vor Sonnenuntergang halt wir an einem „Hotel“: ein paar gemauerte, kleine (zwischen 3×3 und 4x4m), niedrige, düstere (kein Strom) „Bungalows“ mit Matratzen auf der Erde, die – sagen wir mal netterweise – schon bessere Zeiten gesehen haben. Ich meine ja nicht so pingelig zu sein, aber dieses Etablissement ist selbst mit eigenem Schlafsack noch sehr harter Tobak. Auf meine Frage nach einer Wasch- oder Duschmöglichkeit werde ich zum Brunnen geführt und mir Wassereimer präsentiert. Ich stelle mir dann vor, wie ich hier nackt am Brunnen stehe und mich nach dem Einseifen mit eimerweise Wasser übergieße und finde, das wäre hier wahrscheinlich unpassend.
Wir beschließen wieder besseres Wissen in der Dunkelheit weiter zu fahren. Nicht ganz ungefährlich mit einem Zweirad in einem fremden Land.