Berge

Wir wollen mal ein paar Berge sehen und Kurven fahren 🏍️😁. Deshalb nehmen wir heute nicht den direkten Weg nach Tiznit (unserem heutigen Ziel), sondern machen einen großen Bogen nach Osten durch die Ausläufer des Atlasgebirges.

Auf der Karte sehen wir „Route des Canyons“.

Das interessiert uns, da wollen wir hin 🙂

Die erste Hälfte der Strecke ist noch relativ unspektakulär, aber dann wird es richtig schön.

Wir folgen einem Tal mit breitem Wadi und Oasen-Dörfern.

Die Landschaft erinnert mich etwas an den Oman.

Ebenso wie die teilweise als fast schon bunt zu bezeichnenden Felsen.

Und auch Einblicke in die teilweise recht tiefen Schluchten/Canyons bekommen wir.

Als das Tal noch schmaler wird, muss die kleine Straße oft das Wadi kreuzen. An diesen Stellen ist sie oft zerstört und wir werden zu kleinen Offroad-Einlagen genötigt 🙂

Am Abend kommen wir dann in Tiznit an und checken wieder im uns bekannten Maison de Soleil ein. Auch bzgl. Abendessen werden wir zu Wiederholungstätern: das Restaurant „Im Schatten des Feigenbaums“ ist einfach toll 👍

Morgens am Atlantik

Der Morgen überrascht uns mit dickem, sehr nassem Nebel. Die Motorräder sind nass, als hätte es geregnet. Es ist kalt. Doch nach dem Frühstück sieht es schon wieder ganz anders aus und wir beschließen bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen die kleine Küstenstraße anstatt die große N1 zu nehmen. Die Straße ist zwar schmal, aber in hervorragendem Zustand. Da auch praktisch kein Wind weht, sind die wenigen entgegenkommenden LKW kein Problem.

Später, wieder auf der N1, sehen wir vor uns eine hellbraune Wolke. Ist wohl eine Staubwolke, denke ich. Ist es auch, aber vermischt mit Nebel bzw. Wassertröpfchen. Sehr skurril da durchzufahren.

Am Nachmittag, kurz vor Tan-Tan, schauen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit: verschiedene Zimmer im Hotel Hagounia El Quatia und dann noch eine Auswahl an Bungalows im Camp Equinox gleich gegenüber. Nach dem enttäuschenden Zimmer gestern, hier nun eine positive Überraschung. Alle Varianten sehr schön, sauber und zwischen 200 und 500 Dirham (18€ bis 45€). Wobei man bei Begriffen wie „schön“ und „sauber“ auch dazusagen muss, dass wir diese immer mehr in Relation auf das in den letzten Wochen Gesehene verwenden, und nicht im Vergleich mit Übernachtungsmöglichkeiten in Deutschland oder Westeuropa. Kleinigkeiten wie der defekte Klodeckel, fehlende Seife und Handtücher, nicht richtig schließende Türen, defekte Leuchten usw. nehmen wir zwar war, regen uns aber nicht darüber auf. Jedenfalls entscheiden wir uns für den Bungalow für 300 Dirham (27€). Da können die Motorräder direkt davor parken und wir müssen unsere Sachen keine Treppen hochtragen 🙂

Auch wenn der Strand in Sichtweite ist, wäre es doch ein holpriger Marsch von einem knappen Kilometer quer durch die Sand/Steinwüste 🤪 Auch wird es gleich dunkel. Ich verzichte also aufs Baden und wir gehen noch ins Städtchen, um nach einem kleinen Abendimbiss zu schauen. Wir probieren eine Suppe und von einem anderen Stand noch ein paar Hühnchenspieße. Dazu der obligatorische Tee🙂

El Marsa

Heute haben wir uns in verschiedenen Entfernungen mögliche Etappenziele herausgesucht und wollen schauen, wie weit wir kommen. Wir würden gerne bald das Westsaharagebiet verlassen.

Gemütlicher, schattiger Rastplatz im Grünen:

Die Temperaturen sind angenehm, der Wind mäßig.

An einer Tankstelle treffen wir einen jungen Franzosen, der die Rallye Paris-Dakar zu Fuß meistern will. Wir erzählen ihm vom südlichen Teil Westsaharas, den er noch vor sich hat, sowie von Mauretanien (hatte ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?) und den sehr weit auseinanderliegen Möglichkeiten, an Wasser und Essen zu gelangen. Von Übernachtungsmöglichkeiten ganz zu schweigen. Ob er es bis Dakar schafft? Distanzen von 150 bis 200km bedeuten für ihn mindestens 3 bis 4 Tagesmärsche schätze ich. Wahrscheinlich eher mehr. Wir wünschen ihm jedenfalls alles Gute für sein mutiges Unterfangen.

Apropos Tanken und Benzinpreise: Die Tankstellen in Marokko haben einen fast einheitlichen Preis (bis auf ein paar Zehntel-Cent). Aber es gibt ein großen Unterschied zwischen dem Norden (ca. 1,30€) und dem Süden (knapp 1€). An dieser imaginären Grenze steigt/fällt der Preis schlagartig. Es gibt keinen fließenden Übergang. Warum das so ist, wissen wir nicht.

Beim späten Mittagessen in Boujdour beschließen wir, bis etwas nördlich von El Marsa zu fahren. Dort soll es Zimmer direkt am Meer geben.

Damit wären wir noch nicht ganz aus Westsahara heraus und fast auf Höhe der Kanaren.

Nach einer Tagesetappe von knapp über 500km kommen wir eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang dort an. Die Zimmer sind, selbst nach hiesigen Maßstäben, in keinem guten Zustand und recht teuer (45 Euro ohne Frühstück). Da hatten wir hier schon Unterkünfte mit deutlich besserem Preis-Leistungsverhältnis. Aber wir beschließen trotzdem zu bleiben, da es uns für heute einfach reicht 🤪

Ich nutze die unmittelbare Strandnähe…

… und springe noch einmal schnell in den Atlantik, bevor wir bei einem spektakulären (sehr in die Breite gehenden) Sonnenuntergang…

… auf der Hotelterrasse an der Strandpromenade einen marokkanischen Minztee genießen…

Märkte

Auf dem Gemüsemark kaufe ich Bananen und schlenderte durch die Markthalle, in der hauptsächlich Fisch und Fleisch gehandelt werden. Alles sieht sehr frisch aus, selbst jetzt bei Sonnenuntergang, und es riecht auch kein bisschen unangenehm.

An einem Stand mit zig Gebäcksorten stelle ich mir einen Mix zusammen und setze mich dann in eine Teestube (hmmm, klingt so old style, aber ein Café ist es ja eigentlich auch nicht), um auf Chris zu warten.

Nach einem gemeinsamen Abendimbiss und noch einer Runde um den Block geht’s dann zurück in unsere 76qm Ferienwohnung 🙂 (gebucht übrigens über booking.com für 36 Euro)

Mosquée Eddarham

Ich starte derweil einen abendlichen Rundgang durch Daklah. Wie ich so vor der vom Abendlicht angestrahlten Eddarham-Moschee stehe…

… spricht mich ein Mann an und fragt mich, ob ich innen Fotos machen möchte. Dann öffnet er die Moschee, macht das Licht an und zeigt mir alles: die Deckenverzierungen, die Säulen mit Mosaiken, die Bücherregale…

Dann zeigt er mir sogar noch ein Hinterzimmer mit Computertechnik, Videoüberwachung und die Audioanlage für die Muezzinrufe. So wie ich ihn verstehe, ist er wohl der Muezzin . Denn wir verständigen uns mit Händen und Füßen bzw. Gesten. Sehr interessant, dass alles gezeigt zu bekommen. Wieder einmal zeigt sich, dass ein paar freundliche Blicke und ein „Salam aleikum“ viel bewirken können. Dazu kommt, dass Deutsche in den arabisch bzw. muslimisch geprägten Ländern gut angesehen sind. Hier lass ich das praktischerweise meist so einfließen, dass ich entschuldigend sage, dass ich kein Französisch spreche, weil ich aus Dtl. komme😁 Ja ich weiß, das eine schließt das andere nicht aus, funktioniert aber prima 😉

Ad-Dakhla

Durch die andere Zeitzone hier in Marokko/Westsahara wird es erst gegen 8 Uhr langsam hell (nach der Umstellung auf Winterzeit in Dtl., haben wir hier übrigens die gleiche Uhrzeit wie zu Hause). Wir machen noch einen kleinen Check der Motorräder, frühstücken gemütlich und fahren dann weiter Richtung Norden. Heute haben wir es nicht so weit (290km). Unser Ziel: die im Westsaharagebiet auf einer Halbinsel gelegene Stadt Ad-Dakhla. Diese hat eine interessante und abwechslungsreiche Geschichte. Portugiesen, Spanier, Holländer und Franzosen waren hier schon zugange. Später stritten Marokko, Mauretanien und die Frente Polisario um das Gebiet.

Unterwegs tanken wir u.a. wieder an derselben Tankstelle, wo wir vor anderthalb Wochen im Sandsturm standen und 4 andere Motorradfahrer getroffen hatten. So sieht es da, im Gegensatz zu damals, bei schönem Wetter aus:

Noch ein paar Eindrücke von unterwegs:

Kurz vor Daklah gibt Chris‘ Tachoantrieb den Geist auf. Das Problem kenne ich und ist mir auch schon zweimal passiert. Die fehlende Geschwindigkeitsanzeige ist nicht so schlimm, die Geschwindigkeit kann man auch über den Drehzahlmesser bestimmen (3000U=60km/h, 4000U=80km/h usw.). Aber die Transalp hat keine Tankuhr und wir benutzen den Tageskilometerzähler zu Bestimmung des nächsten Tankstopps. Alleinreisende hätten da jetzt ein kleines Problem. Deshalb hab ich auch noch einen Fahrradtacho an meiner Transalp (Uhrzeit, Gesamtkilometer, Tageskilometer…). Bei uns Zweien ist das aber nicht so schlimm. Wir haben das gleiche Motorrad und tanken sowieso immer zusammen.

Wir gönnen uns in Daklah die Ferienwohnung „Residence Agdal“ mit zwei Schlafzimmern, denn Chris braucht noch etwas Erholung und haut sich nachmittags erst noch mal aufs Ohr.

Hotel Barbas

Ca. 90km nördlich der Grenze liegt eine kleine Ortschaft mit dem Hotel Barbas. Dort waren wir auch schon auf der Hinfahrt. Als wir am Hotel angekommen, winken uns die Angestellten gleich wieder in den schönen Innenhof.

Also nehmen sowohl wir, als auch die Motorräder wieder ihre Stammplätze ein:

Die Zimmer sind leidlich OK (20€ je Einzelzimmer), das Essen gut, das Personal sehr freundlich, ATM gleich um die Ecke. Kann man empfehlen, zumal es hier in der Region eh nicht viel Auswahl gibt.

Grenzübergang

Auf mauretanischer Seite bietet sich uns ein „Guide“ an, der für je 10 Euro alle Formalitäten für uns erledigen will. 10 Euro bzw. 500 Ougouiya klingen für uns fair und nach einem kurzen Schwätzchen befinden wir ihn für vertrauenswürdig genug, dass wir ihm Pässe, Fahrzeugpapiere und Passavant anvertrauen und folgen ihm brav auf dem Motorrad zu den einzelnen Stationen. Er erledigt auch wirklich alles in Rekordzeit und bald schon können wir in das Niemandsland zwischen den beiden Grenzposten Mauretanien und Marokko/Westsahara einfahren. Das ist in seiner südlichen Hälfte (Mauretanien) eine ziemlich üble Buckelpiste (für tiefergelegte GTI u.ä. praktisch unpassierbar) und in der nördlichen Hälfte (Marokko) eine gute geteerte Straße.

Am marokkanischen Grenzposten geht es anfangs ziemlich schnell voran, aber dann erweist sich die Durchleuchtungshalle als Nadelöhr: da muss jeder durch, selbst Motorräder.

Aber irgendwann ist auch das geschafft und wir rollen wieder auf marokkanischen Straßen – zumindest mal in Westsahara 🙂

Ciao Mauretanien

Nach einer, von sehr lauter Musik untermalten, Nacht auf bockelharten Matratzen (besser als durchgelegen finde ich), verlassen wir am Morgen die Auberge Triskell. Aber trotzdem ist Triskell für (Durch)Reisende eine sehr gute Adresse in Nuakschott. Freundliches und hilfsbereites Personal und Management, einfache aber gute Unterkünfte sowie Lounge auf dem Dach, sehr gutes lokales Essen, Minimarkt gleich an der Ecke… Wer kein Hotelzimmer mit A/C benötigt, ist hier gut aufgehoben.In der Stadt tanken wir noch einmal voll und dann geht es auf der N2 (andere Straßen gibt es eh nicht Richtung Norden) weiter gen Westsahara. Anfangs kommen wir gut voran (abgesehen von den Fischkontrolleuren). Später haben wir dann doch wieder stärkeren Seitenwind, der den Benzinverbrauch in die Höhe treibt. Dazu kommen Sandschwaden (wie Bodennebel) knapp über der Fahrbahn von Osten geweht, die es manchmal schwierig machen, den genauen Straßenverlauf zu erkennen. Außerdem wird die Straße immer schlechter, je weiter wir uns von Nuakschott entfernen.

Aber wenigstens ist es heute nicht so heiß. Gut für Chris, der nicht richtig fit ist. Trinkpause in der Wüste:

Typische, versandete, mauretanische Tankstelle:

Manche Tankstellen waren so versandet, dass es schwierig war, die Tanksäulen mit dem Motorrad zu erreichen.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich Mauretanien nicht mag?