Stand Passavant

Ein gute Nachricht gibt es doch noch heute: unser Gastgeber konnte eine 14tägige Verlängerung unserer Passavants (Zolldokumente für die Motorräder) besorgen. Kosten: je 5000 Cefa (7,50€) pro Fahrzeug. Wieder etwas auf der To-Do -Liste abgehakt.

Wie ihr schon gemerkt habt, unsere Denkweise – vormittags erledige ich A und B, nachmittags C und D und abends gehe ich ins Kino – die funktioniert hier nicht. Also nicht nur hier im Senegal, sondern in den meisten Ländern außerhalb Westeuropas und Nordamerikas nicht. Das läuft eher so: Morgen werde ich versuchen, ob ich mit A ein Stück weiterkomme… Wenn man vor Ort Freunde hat, so wie wir, dann kann man vlt. auch noch wegen B rumtelefonieren (lassen). Also man braucht sehr viel Geduld. Nicht so wie in unserer Überflussgesellschaft, wo stets immer alles zur Verfügung steht. Und wenn wir auch immer über unserer Behörden und Verwaltungen schimpfen – glaubt mir – es geht noch deutlich schlimmer und komplizierter.

Aber die (jungen) Leute hier im Senegal setzten große Hoffnungen in die neue Regierung aus neuen jüngeren Politikern. Aktuell ist man gerade an der Reformierung des Justizsystems. U.a. um sicherzustellen, das wohlhabenden Menschen sich bei Gesetzesverstößen nicht „rauskaufen“ können. Auch Digitalisierung ist ein Thema. Vlt. überholt uns da der Senegal noch 🙂

Parc de Djoudj

Heute fahren wir in den Naturschutz- und Vogelpark Djoudj. Wir starten schon 6:30 in Guelakh und fahren erst mal bis St.-Louis. Dort treffen wir Fahrer und Guide und weiter geht es 70km erst Richtung Norden und dann Piste nach Osten. Da die Regenzeit gerade erst vorüber ist, hat der Park erst wieder seit letzter Woche geöffnet. Vorher war ein Durchkommen wg. des Wassers nicht möglich. Hochsaison für Vogelliebhaber ist dann ab Dezember/Januar meint der Guide. Dann sind am meisten Vögel auf ihrer Durchreise Richtung Süden hier. Die Vorsaison hat also den kleinen Nachtteil, dass sowohl von der Artenvielfalt als auch von der puren Menge noch nicht so viel los ist. Vorteil ist, dass gerade mal 3 Taxis hier raus gefahren sind und wir in einem Boot, in das sonst bis zu 50 Personen gequetscht werden, wir nur mit 11 Personen unterwegs sind.

Unser Guide spricht etwas Englisch (das ist hier eher die Ausnahme). Die Hin- und Rückfahrt dauert jeweils über 2h, die Bootsfahrt, obwohl mit 2h angegeben, ca. 1:20h. Preis pro Person 30.000 Cefa (45 Euro). Wir sehen verschiedene Vogelarten, darunter Flamingos, Reiher, Kormorane und Pelikane.

Von letzteren auch richtig große Schwärme und sogar eine komplette Insel nur mit dieser Vogelart! Aber der Gestank, der von dieser Insel ausgeht, ist nicht von schlechten Eltern 😜

Die Ufer der Wasserläufe (es ist nicht direkt der Senegalfluss, wird aber von diesem gespeist) sind bewachsen mit Tamarinden, gelb blühenden Mimosenbäumen und Schilf. Im Wasser viele unterschiedlich große Seerosenarten.

Unser Guide erzählt außerdem, dass die Hütten und kleinen Dörfchen, die wir hier im Grenzgebiet sehen, von mauretanischen Flüchtlingen bewohnt werden. Mauretanien wäre ziemlich rassistisch nach seinen Worten und der ein klein wenig hellhäutigere Teil der Mauretanier versucht die dunkelhäutigeren Menschen zu vertreiben.
Insgesamt war es ein recht schöner, wenn auch sehr anstrengender Ausflug, denn heute meinen selbst die Senegalesen, es sei sehr warm. Sicher über 40 Grad im Schatten (aber wo gibt es schon Schatten 🙄)

Nachtrag: ich glaub ich hab mir einen leichten Sonnenstich eingefangen ☀️🥴

Zebrabar

Ein toller Tag am Atlantik mit Stress verursachenden Nachrichten. Aber der Reihe nach. Gegen 11 Uhr fahren wir mit 7 Personen plus Fahrer Richtung Meer und wollen uns einen schönen (Bade) Tag an der Küste gönnen.

Ein 7-Sitzer Dacia ist für uns 8 schon sehr großzügig kalkuliert, fette Kindersitze gibt es eh nicht und die Sicherheitsgurte sind entfernt. So ist genug Platz für uns alle 😁 Unser Ziel ist die Zebrabar, ein Campingplatz und Restaurant geführt vom schweizer Paar Ursula und Martin. Ein tolles Areal am Atlantik geschützt von einer vorgelagerten schmalen Insel, wo auch die Kinder gefahrlos baden können. Am offenen Atlantik geht das nicht, da sind die Wellen viel zu hoch und die Strömungen zu stark.

Wir unterhalten uns mit zwei dt. Motorradfahrern und auch Ursula hat wichtige Informationen für uns. Unser senegalesisches Passavant (kleines Carnet) gilt nur 3 Tage! Wer länger mit seinem Fahrzeug im Land bleibt, muss das Dokument auf dem Zollamt verlängern lassen. Davon hören wir zum ersten Mal. Unsere Gastgeber helfen uns ein weiteres Mal und wollen versuchen, das morgen in St. Louis für uns zu regeln, denn wir sind morgen auf einem Ausflug. Außerdem bekommen wir noch folgende Informationen zu unseren mauretanischen Dokumenten: Das Visa ist nur für einmaligen Grenzübertritt. Wir brauchen da also ein neues Visum bei der Ein/Durchreise. Multi-Visa gibt es seit kurzem nicht mehr. Auch unsere Fahrzeugversicherung war nur für 3 Tage, brauchen wir also auch neu. Hatte ich schon erwähnt, dass Mauretanien nicht zu meinen Lieblingsländern zählen wird?Aber jetzt noch ein paar Bilder von der Zebrabar:

Saint-Louis

Saint-Louis ist nicht die Hauptstadt Senegals, gilt aber als das kulturelle Zentrum. Die Stadt liegt im Nordwesten des Landes, nicht weit von der mauretanischen Grenze und auch nicht weit von unserer Unterkunft entfernt.

Dort sind wir heute für Sightseeing und die Abarbeitung einer kleinen todo Liste (Motorradbatterie, GoPro Schutzfolie, Aufkleber für die Motorradkoffer usw.) unterwegs.

Als erstes schauen wir uns ein 1950 in Holland gebautes Passagierschiff an, welches hier auf dem Senegalfluss als Kreuzfahrtschiff eingesetzt ist und gerade renoviert wird. Die Renovierung ist kurz vor der Vollendung und wir dürfen es uns anschauen, da unsere Gastgeberin einige der Besatzungsmitglieder kennt.
Ich finde es super, das die alten Möbel, Waschbecken usw. erhalten und restauriert wurde. Auch hat jetzt jede Kabine mindestens ein Waschbecken und eine Klimaanlage. Die größeren Kabinen haben auch separate Duschen und Toiletten.

Eine Steuerfrau ist auch schon engagiert:

Blick vom Schiff auf die Altstadtinsel:

Boutique, in der man den Frauen bei der Fertigung zuschauen kann:

Aushang Umrechnungshilfe CFA (senegalesischer Franc, gesprochen ‚Zefa‘):

Straßenkünstler mit (Hinter) Glasmalerei:

Wir ’speisen‘ im Hotel de la Residence auf der Altstadtinsel und genießen das Tagesgericht mit Fisch und Reis/Gemüse. Als Dessert gönnen wir uns noch ein grandioses Mousse au Chocolat.

Blick von der Dachterrasse des Hotels:

Mit der Batteriesuche sind wir noch nicht erfolgreich. Die Größe 12Ah ist schwer zu bekommen. Immer heißt es, wir sollen doch 14Ah nehmen, ist doch besser … Nein die passt nicht ins Batteriefach … Ach so … Ja aber 14Ah hätten sie da … Hab ich schon, passt nicht …
Aber es gibt Hoffnung, aus einem anderen Ort soll eine geliefert werden – inschallah.
Es bleibt spannend 🙂

Buvette in Guelakh

Auch zum Boutique-Projekt der zwei Powerfrauen Fatou (die Ältere) und Conny gehörend: das crowdfunding Projekt ‚Have-a-drink-in-guelakh‘. Da soll auf dem Dach des Boutiquegebäudes eine Bar und ein schattiges Plätzchen für die Touristen entstehen. Außerdem ist hier der Handyempfang am besten😉

Blick von der begonnenen, aber noch nicht fertiggestellten Dachterrasse:

Unterstützung ist willkommen 🙂

Entwicklungsprojekt Guelakh

Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir einen Rundgang durch das Dorf. Als erstes zeigt uns die kleine Fatou ihren Kindergarten:

Die ganz Kleinen spielen im Kindi-Bereich, die etwas Älteren haben eine Art Vorschule. Das ist aber nicht der Standard hier im Senegal, sondern Teil des Entwicklungsprojekt Guelakh, das vor 35 Jahren von Vater und Onkel unserer Gastgeber gegründet wurde. Ebenso wie die folgenden Einrichtungen: der Bereich für Hühner und Hasen …

… die Krankenstation…

… die Stromversorgung per Solaranlage und Speicherzellen …

… der Boutique-Bereich mit Färberei, Stoffbedruckung und Näherei…

… und die Boutique an sich mit Kleidern, Schals, Schmuck usw:

Und hier noch ein Beispiel eines Wachstempels für die Stoffbedruckung und das daraus entstandene Kleid:

Senegal!

Wir sind im Zielland unserer Tour angekommen und fahren auf Saint-Louis zu. Dort fassen wir erstmal Bargeld und tanken. In Rao – schon im Dunkeln – treffen wir uns dann mit unseren Verwandten – ein tolles emotionales Wiedersehen 😊

Dann geht es im Dunkeln noch ein paar Kilometer bis zum Dorf N’guelakh (gesprochen Gerlak o. Gerlach). Die letzte Etappe besteht aus einer sandigen Piste. Ich stürze und klemme und verdrehe mir das linke Bein unter Benzinkanister und Seitenkoffer. Der weiche Sandboden verhindert Schlimmeres und durch den Adrenalinschub habe ich auch erstmal keine Schmerzen. Nach ein paar Minuten fahren wir noch die letzten paar hundert Meter bis zum Dorf und erholen uns bei einem super leckeren Abendessen von den Strapazen des Tages.

Grenzgedöhns

Kurz vor der Grenze müssen wir noch Nationalparkgebühr berappen und dann sind wir gegen 15:30 an der ersten Grenzstation und haben die „Schrankenöffnung“ (natürlich gegen Gebühr 😁) und die 2 folgen Stationen der mauretanischen Seite nach nur 30 Minuten erledigt. Also auf zur senegalesischen Seite. Auch hier eine Schrankenöffnung für 10 Euro (scheint man sich voneinander angeschaut zu haben), eine folgende Station die auch wieder 10 Euro möchte und dann wieder vergisst und eine aufwendigere Station für ebenfalls 10 Euro. Was die einzelnen Stationen machen, ist nicht wirklich nachvollziehbar, da von uns immer alle Papiere (Pass, Fahrzeug, Führerschein, Zettel aus vorherigen Stationen) verlangt werden. Außerdem machen wir vorsichtshalber noch eine Fahrzeugversicherung für je 20 Euro. Eine Visagebühr in Höhe von 40 oder 50 Euro, wie wir teilweise im Internet gelesen haben, müssen wir nicht bezahlen. Andererseits bekommen wir mit, dass 2 Schweizer Probleme haben, weil ihr Auto älter als 8 Jahre ist… Eine Endkontrolle, wie sonst üblich, gibt es nicht. Theoretisch hätte man also nach der ersten Station einfach weiterfahren können? Aber wir wissen natürlich nicht, welche der Zettel wir bei der Ausreise brauchen 🙂 Gegen 17:20 ist es geschafft und wir rollen auf senegalesischen Straßen.